Di, 21:30 Uhr
30.09.2025
Startschuss für das Harzer Hexenreich

Hex, hex - der Zauberbesen ist eröffnet

Hoch oben, am äußersten Zipfel Thüringens war heut manch gellender Schrei und viel Gelächter zu hören. Der Widerhall kam aus Rothesütte, genauer vom Harzer Hexenreich, dem "Hex“ und dem größten, begehbaren Hexenbesen der Welt, der heute offiziell eingeweiht wurde…

Die ersten Besucher begrüßte das "Harzer Hexenreich" heute auf dem weltgrößten Hexenbesen (Foto: agl) Die ersten Besucher begrüßte das "Harzer Hexenreich" heute auf dem weltgrößten Hexenbesen (Foto: agl)

Mit der Matte unterm Arm geht es hinauf, viele Treppenstufen hat man zu erklimmen, ehe man auf 44 Metern Höhe einen Rundumblick über den Harz genießen kann. Aber nicht wegen der Landschaft im Herbstsonnenschein kam man heute ins schwitzen, zumindest nicht ausschließlich. Das zweite Highlight des Hexenbesens ist die große Rutsche: mit dem „Arschleder“ unter dem Allerwertesten ging es in wilder Fahrt wieder hinab - daher das Geschrei und Gelächter, das bei rund 300 Gästen zur Eröffnung reichlich vom Turm herab schallte. Es wird mal dunkel, mal hell, mal neon - nach guten 20 Sekunden gleitet man dem Ende der Rutschpartie entgegen und kann sich sogleich wieder hinauf begeben - gerne auch mit dem Fahrstuhl.

Wer hat den Größten?
Der extra große Hexenbesen schafft es an der Spitze auf 70 Meter und ist damit einen Tick höher als der ebenfalls recht neue Aussichtsturm am Torfhaus. Ein Umstand, der bei den Eröffnungsreden für ein paar Zoten gut war, denn ursprünglich war der Nordthüringer Turm nur auf 55 Meter Höhe geplant und hätte damit den Kürzeren gezogen.


Hexenwelt Eröffnung in Rothesütte
Das ließ man offenbar nicht auf sich sitzen aber allein auf die Größe wollte man sich dann doch nicht verlassen. Wo das Torfhaus-Pendant eben „nur“ ein Turm mit Rutsche ist, wartet der Thüringer Hexenbesen am äußersten Zipfel des Freistaates mit mehr auf: wer genug von Auf und Ab und Aussicht hat, der findet im untersten Geschoss des Besens eine kleine aber feine und interaktive mystische Harzer Märchenwelt und ein paar Andenken im anschließenden Shop. Draußen wartet der Hexenspielplatz für den Nachwuchs, Verpflegung auf die Hand und eine rustikal eingerichtete Gastwirtschaft zur längeren Einkehr, jederzeit zu besuchen, auch ohne Ticket für den Turm.

Das Triumvirat des "Hex" v.l.: Thüringens Ministerpräsident Mario Voigt, die Brockenhexe höchstpersönlich und Landrat Matthias Jendricke (Foto: agl) Das Triumvirat des "Hex" v.l.: Thüringens Ministerpräsident Mario Voigt, die Brockenhexe höchstpersönlich und Landrat Matthias Jendricke (Foto: agl)

Eine Attraktion für das Grüne Herz
Rund 18 Millionen Euro hat das alles gekostet, Gunnar Reuter, seines Zeichens Leiter der Service-Gesellschaft und damit Bauherr, sprach am Nachmittag, von dem Großprojekt auch als Maßnahme der Wirtschaftsförderung. Acht Millionen sammelte man bei den Banken ein, zehn Millionen Förderung kamen von Land Thüringen. Ursprünglich war das Areal 2015 als Unterkunft für Geflüchtete durch den Kreis vom Südharz-Klinikum erworben worden. Ab 2018 machte man sich Gedanken um die Nachnutzung, auf die Idee mit dem XXL-Besen kam schließlich die „Landratsamts-Hexe“ Jessica Piper, erzählte Reuter, der sich nach heute im vollen Lauf gut und gerne auch als Stand Up Comedian versuchen kann, wenn’s mit „der Service“ mal nicht mehr klappen sollte.

Mit den Menschen in Rothesütte war man frühzeitig im Gespräch, berichtet weiter Landrat Matthias Jendricke, ehe die Bagger wirklich rollen konnten gab es noch einige Hürden zu überwinden und mit Corona, Krieg und Inflation wurde Bau vor allem eines: deutlich teurer als anfänglich gedacht.

Die zwei Damen hinter dem Besen: Jessica Piper vom Landratsamt und Projektleiterin Veronika Töpfer (Foto: agl) Die zwei Damen hinter dem Besen: Jessica Piper vom Landratsamt und Projektleiterin Veronika Töpfer (Foto: agl) Dennoch gab es zur Eröffnung Lob von allen Seiten, von einem „Juwel für unser Heimatland“ und einer „Attraktion für das Grüne Herz Deutschlands“ spricht Ministerpräsident Mario Voigt. Man habe etwas geschaffen, was es so noch nie gegeben habe, meint Landrat Matthias Jendricke. Außerdem zeige der Bau auch, dass die Thüringer Politik noch Handlungsfähigkeit zeigen und man sich auf Absprachen verlassen könne, denn angefangen hatte man den Besenbau noch unter der alten Regierung und dem damaligen Minister Wolfgang Tiefensee, der zwar inzwischen außer Dienst ist, heute aber trotzdem geladen war. Die Schwierigkeiten wolle man heute vergessen und stattdessen Danke sagen, so der Landrat abschließend, allen voran die Bauleute hätten Großartiges geleistet.

Und so pilgerte man vom Festzelt auf zum Turm und erkundete das neue "Harzer Hexenreich". Ein paar Kinderkrankheiten gibt es noch - ein Bluescreen statt „Zielfoto“ am Ende der Rutsche etwa und der Website des neuen Hexenreiches fehlt es noch an ein paar Details. Die Eintrittspreise für den Turm suchte man da heute noch vergebens, „Hex“-Chefin Veronika Töpfer versichert baldigste Abhilfe und hat das Zahlenwerk auch sogleich parat: 16,50 zahlt man ab dem Alter von 16 Jahren für den Zutritt zum Turm, bei Jugendlichen und Kindern ist es etwas weniger und auch in der Nebensaison von November bis März fällt der Preis. Das Familienticket für zwei Erwachsene und ein Kind fällt mit 39 Euro zu Buche, auch hier wie bei den Sondertarifen für Senioren, Schüler, Studenten und Schwerbehinderte gelten Abstufungen für Haupt- und Nebensaison.

Vieles wird sich in den kommenden Wochen noch zurecht rücken müssen und manches kann man nur im laufenden Betrieb herausfinden. Wie gut läuft die Gastronomie? Wann kann der „Hexenshuttle“ zum Bahnhof der Harzer Schmalspurbahn in Benneckenstein eingerichtet werden? Wird man die Buslinie 23 in Zukunft öfter fahren lassen müssen?

Und zu guter Letzt: hat es sich gelohnt? Über Wohl und Wehe entscheiden am Ende die Besucher und die sollten, wenn am „Hex“ alles stimmt, in den letzten schönen Herbsttagen reichlich nach Rothesütte strömen. Wenn das Geschrei und Gelächter vom Turm in nächster Zeit anhält, wäre das für den Anfang ein gutes Zeichen.
Angelo Glashagel